Baum des Jahres
Kuratorium "Baum des Jahres" und der Dr. Silvius Wodarz Stiftung
Der Baum des Jahres wird bereits seit Jahrzehnten durch das Kuratorium "Baum des Jahres" und der Dr. Silvius Wodarz Stiftung gekürt.
Ziel der jährlichen Benennung ist der Hinweis auf seltene Baumarten oder gefährdete Gehölze sowie die Schönheit und positive Wirkung von Bäumen bewusst zu machen. Der Verein "Baum des Jahres e.V." und die "Baum des Jahres-Stiftung" wollen gemeinsam die Arbeit für den Baum des Jahres sowie für Bäume in Parks, in der Landschaft und im Wald fortsetzen und intensivieren.
Die Fotos für die Artikel Bäume des Jahres werden uns mit freundlicher Genehmigung vom Verein "Baum des Jahres e. V." zur Verfügung gestellt.
Weitere Informationen erhalten Sie hier:
www.baum-des-jahres.de
Baum des Jahres 2024 – Die Echte Mehlbeere
Fotos: Jürgen Blümle/ Baum-des-Jahres 24
Sorbus aria
Die Echte oder auch Gewöhnliche Mehlbeere – so ihr offizieller Name – gehört nicht gerade zu den mächtigsten Baumarten. 12, selten auch mal 15 Meter schafft sie aber durchaus – im milden englischen Klima sollen sogar über 20 Meter möglich sein. Aber immerhin: Sie kann ein Alter von 150 – 200 Jahren erreichen. Beeindruckend ist sie allemal.
Schon im Frühjahr – so ab Mitte März – fällt sie auf, wenn sich ihre großen, klebrigen, braun und grün changierenden Knospen öffnen und die gänzlich von dichtem silbergrauen Haarfilz bedeckten Triebe, Blätter und Blütenknospen zutage treten. Diese Behaarung verschwindet dann nach und nach, bleibt aber an den Blüten- bzw. späteren Fruchtstielen und vor allem an den Blattunterseiten als Verdunstungsschutz bis in den Herbst erhalten. Wenn dann im Sommer ein leichter Wind die Blätter hebt und die Blattunterseiten sichtbar werden, dann ist die Mehlbeere auch aus größerer Entfernung an der silberflimmernden Baumkrone gut zu erkennen.
Ab Mitte Mai – bei kühlerem Wetter auch später – beginnt die Mehlbeere zu blühen – mit weißen, leicht cremefarbigen Blüten in doldenartigen, botanisch korrekterweise schirmrispigen Blütenständen, die in wunderschönem Kontrast zu den mittlerweile matt-dunkelgrünen Blattoberseiten stehen. Und wunderschön machen sich ab Mitte September dann auch die sich nach und nach orange bis scharlachrot färbenden Früchte in der sich nun gelb und letztlich goldbraun färbenden Laubkrone.
Text: Dr. Rudolf Fenner
Baum des Jahres 2023 – Die Moor-Birke
Fotos: Andreas Roloff/ Baum-des-Jahres
Betula pubescens
Der Baum des Jahres 2023 ist eine typische Art der Moore: Weithin sichtbar, mit ihren weißen Rindenpartien und den lichten, hellgrünen Baumkronen, bildet die Moor-Birke oft die einzige Baumvegetation in den wertvollen Sonderstandorten. „Moore sind für die Bindung von CO2 wichtig und ein Zuhause für seltene Arten“, erklärt Stefan Meier, Präsident der Baum des Jahres Stiftungt.
Die Moor-Birke ist in den gemäßigten Klimazonen Mitteleuropas, Skandinaviens, Asiens und Islands anzutreffen. Dennoch sind Moor-Birkenwälder in Deutschland stark gefährdet und deshalb gesetzlich geschützt. Häufiger findet man den Baum des Jahres 2023 vereinzelt und am Rand von Mooren. Die Art unterscheidet sich von der viel weiter verbreiteten Hängebirke durch ihre Blattform und die sich im höheren Alter rötlich färbende Rinde. Betula pubescens tritt mit anderen typischen Arten vergesellschaftet auf, wie Heidel- und Rauschbeeren, Torfmoosen, Wollgräsern und Seggen. An der Moor-Birke selber finden verschiedene Insektenarten einen Lebensraum.
Moore speichern mehr Wasser und Kohlendioxid als jedes andere Ökosystem. Doch es gibt Handlungsbedarf, denn intakte Moore sind in Deutschland selten. Lange haben Menschen diese besonderen Lebensräume für ihre Zwecke genutzt: zum Abbau von Torf oder um landwirtschaftliche Flächen zu gewinnen. Heute sind 90 Prozent der Moore Deutschlands entwässert. Das große Problem: trocknen die Moore aus, setzen sie das gebundene Kohlendioxid wieder frei. Intakte Moore sind also enorm wichtig für den Wasserhaushalt und unser Klima. „Die Moorbirke wird uns 2023 als Symbol für dieses Handlungsfeld begleiten“, betont Meier.
Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft: „Unsere Moore sind Klimaschützer, wertvolle Lebensräume und Wasserspeicher. Mit der Moor-Birke wird ein Baum geehrt, der uns daran erinnert, wie wichtig es ist, Moore zu schützen und wiederzuvernässen. Beides kann in Einklang mit einer nachhaltigen Bewirtschaftung gebracht werden, daran arbeite ich."
Hintergrundinformation
Die kälteunempfindliche Moor-Birke war als Pionierbaum die erste Baumart nach der letzten Eiszeit und prägte auch die Landschaften des Bundesgebietes. Reife Moorbirken können bis zu vier Kilogramm Samen im Jahr produzieren, die der Wind kilometerweit verbreitet. Ihr helles Holz ist für den Möbelbau beliebt, allerdings aufgrund der geringen Haltbarkeit nur für den Innenbereich geeignet. In Deutschland dient die Moor-Birke vor allem als beliebtes Brennholz. Forstlich wird die Art auf feuchten Standorten zunehmend interessanter: beispielsweise in Mischung mit anderen Baumarten, wie Erlen oder Flatter-Ulmen. Hier laufen bereits erste Forschungsversuche. Auch als Heilpflanze hat die Moor-Birke eine lange Tradition: ob als Tee gegen Nierenbeschwerden, Gicht, Rheuma oder als Haarwasser, findet sich die Art in mancher Hausapotheke. Als Maibaum und Festschmuck ist sie im Frühjahr ein Symbol für erwachendes Leben
Text: Dr. Rudolf Fenner
Baum des Jahres 2022 – Die Rotbuche
Fotos: Andreas Roloff/ Baum-des-Jahres
Fagus sylvatica
Um einem weit verbreiteten Missverständnis gleich zuvorzukommen: Die Rot-Buche ist nicht die Buche mit den roten bis schwarz-roten Blättern, die in Parks, Friedhöfen und größeren Gärten oft zu sehen ist. Dieser auffällige Baum ist die Blutbuche, eine kultivierte Varietät der Rot-Buche, und Rot-Buche ist der botanisch korrekte Name für die grünblättrige Buche in unseren Wäldern. Sie heißt so, weil ihr an sich eher weiß-gelbes Holz im Vergleich zum fast weißen Holz der zu den Birkengewächsen gehörenden Hain- oder Weißbuche einen leicht rötlichen Einschlag hat. Zugegeben – das ist keine wirklich überzeugende Namensgebung. Da hier in Mitteleuropa keine andere Buchenart heimisch ist, wird sie im folgenden Text meist schlicht Buche genannt.
Verbreitung
Sie ist die häufigste Laubbaumart in Deutschlands Wäldern. Mit ihrem recht variablen Höhenwuchs von bis zu 45m kann sie alle anderen Laubbäume – außer vielleicht der Esche – übertreffen. Ihre Wuchsform kann im Wald recht schlank ausfallen – mit einem bis zu 25 Metern astfreien Stamm und mit schräg nach oben gerichteten Kronenästen. Außerhalb des Waldes – im Freistand – geht die Buche aber eher in die Breite. Dort beginnt meist schon in zwei bis drei Metern Höhe eine ausladende Krone auf einem wuchtigen Stamm. Sie wird hier in Deutschland selten älter als 300 bis 350 Jahre. Die älteste Buche in Europa steht in den Österreichischen Kalkalpen und ist 550 Jahre alt. Auffällig und einzigartig unter den Waldbäumen ist ihre bis ins hohe Alter glatte, silbergraue, allerdings gegen direkte Sonnenbestrahlung empfindliche Rinde.
Sie ist pure Europäerin. Allerdings sind ihr die Winter in Nordeuropa mit Ausnahme der eher küstennahen Flachlandgebiete in Südschweden und Südnorwegen zu kalt. Richtung Osten wird ihr das Klima schon recht bald zu trocken und die häufigen Spätfröste zu gefährlich. Ihre Ostgrenze ist daher schon im westlichen Polen erreicht und zieht sich östlich der ukrainischen und rumänischen Karpaten bis nach Bulgarien. Im Westen bildet die kontinentale Atlantikküste die natürliche Grenze, die die Buche allerdings vor etwa 3000 Jahren nach Südengland übersprungen hat. Im Süden und Südosten Europas ist es ihr in den tiefer gelegenen Regionen zu warm und zu trocken. Dort ist sie ausschließlich in den höheren Berglagen zu Hause und bildet häufig die montane Waldgrenze – in Sizilien beispielsweise in 2250 m Höhe. Deutschland liegt mittendrin im europäischen Verbreitungsgebiet. In allen Regionen sind für Buchen potenziell geeignete Wuchsgebiete vorhanden – vom norddeutschen Flachland über die Mittelgebirge bis in den Alpenraum. Deutschland gilt daher als eine Art Kernland der Buche.
Das Schattenreich
Besondere Ansprüche an den Standort stellt die Buche nicht. Der Boden darf lediglich nicht zu nass oder zu trocken sein. Er kann ruhig recht sauer und nährstoffarm sein, aber auch reiner Kalkboden kommt infrage. Solange mindestens 650mm Regen im Jahr fallen, geht’s der Buche gut. Mit anderen Worten: Sie kommt auf allen Waldstandorten gut zurecht, außer in Auwäldern, Mooren, Sümpfen und auf sehr trockenen Böden.
In der Konkurrenz mit den anderen Waldbaumarten ist die Buche deutlich im Vorteil, und zwar durch ihre Laubkrone, die einen ungewöhnlich starken Schatten wirft. Unter dem dichten Kronendach der Buchen können außer Eiben, Stechpalmen und Weiß-Tannen keine der anderen Baumarten lange überleben. Nur ihr eigener Nachwuchs, der hat eine ungewöhnlich hohe und ausdauernde Schattentoleranz. Junge Buchen können über viele Jahre, ja sogar einige Jahrzehnte in diesem Schatten in Warteposition verharren, wachsen aber sofort los, wenn durch einen abgestorbenen oder weggebrochenen Baum ausreichend Licht durchs Kronendach fällt. Wie ausgefeilt diese Schattenstrategie funktioniert, lässt sich beim jährlichen Blattaustrieb beobachten, der sich über fünf, sechs Wochen von Ende April bis in den Juni hinzieht und sukzessive von unten nach oben verläuft: Er beginnt bei den keimenden Buchen am Boden, gefolgt von den jüngeren Buchen im Unterholz, dann werden die unteren Kronenzweige grün und schließlich dann auch das Kronendach. So bekommen alle vom späteren Schatten der Krone betroffenen Triebe immerhin wenige Wochen ausreichend Licht, um fertig auszutreiben.
Es wird angenommen, dass die Buche dank dieser Schattenstrategie mindestens auf zwei Dritteln der hiesigen Waldfläche zur beherrschenden Baumart werden kann. Alle anderen Waldbäume können sich letztlich nur in den Randgebieten des Buchenareals als Mischbaumarten halten oder müssen gänzlich auf Standorte außerhalb ausweichen. Reine Buchenwälder, in denen aufgrund der Lichtverhältnisse eine kaum ins Auge fallende Bodenvegetation zu sehen ist, haben durchaus einen hohen ästhetischen Reiz. Besonders eindrucksvoll sind die sogenannten Hallenwälder, in denen die Buchen alle etwa gleich alt und gleich hoch gewachsen sind. Solche Wälder erwecken aber auch leicht den Eindruck, sie seien höchst artenarm. Das stimmt sicherlich, was die Anzahl der Pflanzenarten betrifft. Doch der Schwerpunkt der spezifischen Biodiversität von Buchenwäldern findet sich vor allem bei Insekten und Pilzen und ist besonders hoch in alten Buchenwäldern mit viel abgestorbenem Holz.
(...) Text: Dr. Rudolf Fenner
Baum des Jahres 2021 – Die Stechpalme
Fotos: Andreas Roloff/ Baum-des-Jahres
Ilex aquifolim
Wirkt exotisch, ist aber Europäerin durch und durch:„Die Stechpalme ist ein Paradebeispiel für gelebten Artenschutz, dank dem sich die Bestände in den letzten hundert Jahren in Deutschland deutlich erholt haben“, erklärt Stefan Meier, Präsident der Baum des Jahres Stiftung. Auch Schirmherrin Bundesministerin Julia Klöckner begrüßt die Wahl der immergrünen Laubbaumart als Baustein der heimischen Biodiversität: „Sie ist Bestandteil unseres Ziels, den Umbau unserer Wälder zu klimaangepassten Mischwäldern weiter voranzubringen."
Bundesministerin Julia Klöckner dankt der Baum des Jahres Stiftung Dr. Silvius Wodarz für ihr Engagement und betont: „Unsere Wälder sind im Klimastress. Umso wichtiger, dass Wald und Bäume Fürsprecher haben, wie die Baum des Jahres Stiftung.“Denn es waren Forstleute, Naturschützer und Politik die in den 1920er- Jahren auf den dramatischen Rückgang der Stechpalme reagierten:Zuvor erfreute sich die Art als Feiertagsdekoration so großer Beliebtheit, dass sie in ganzen Wagenladungen aus den Wäldern transportiert wurde.Seit etwa hundert Jahren hat wildwachsender Ilex als Weihnachtsdeko ausgedient und steht in Deutschland unter besonderem Schutz. Die Bestände haben sich erholt.
Gewinnerin im Klimawandel?
Seit Urzeiten in Europa beheimatet, hat es Ilex aquifoliaes aufgrund klimatischer Veränderungen geschafft, sich neue Lebensräume in Skandinavien und Polen zu erschließen. Da sie häufig im Unterholz schattiger Laubwälder als Strauch wächst, ist ihre wirtschaftliche Nutzung weitgehend unbedeutend. Als Teil der heimischen Flora bildet sie aber einen wertvollen Baustein der Biodiversität unserer Wälder. „Unsere Wälder und die nachhaltige Holznutzung entlasten die Atmosphäre jährlich um 14 % der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen.
In dieser Zeit brauchen unsere Bäume unser engagiertes Handeln. Als Große Koalition haben wir deshalb dafür gesorgt, dass 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung stehen, um den Wald klimastabil zu machen und naturnah zu bewirtschaften. Hierzu trägt auch der Baum des Jahres bei. Der sympathische Immergrün ist er ein hervorragender Brutplatz und eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel, Bienen und Hummeln“, so Klöckner. Als Ziergehölz hat die Stechpalme ihren Siegeszug schon lange angetreten und ist heute in kaum überschaubarer Farb- und Formenfülle in Gärten und Parks vertreten.
Ein König für den Ilex
Nikolaus Fröhlich ist der erste Deutscher Baumkönig: „Meine Patenart ist ein Paradebeispiel, wie Artenschutz im bewirtschafteten Wald gelingt.“ erklärt der studierte Landschaftsarchitekt.„Die Stechpalme ist somit ein wichtiger Baustein unserer heimischen Biodiversität –und das möchte ich den Menschen im nächsten Jahr näherbringen". Fröhlich bringt viel Erfahrung aus dem Bereich Garten und Landwirtschaft mit und freut sich 2021als Botschafter der Baum des Jahres Stiftung unterwegs zu sein.
Hintergrundinformation
Aufgrund behördlicher Bestimmungen findet die Ausrufung heute ohne Publikum und Gäste im Zoologischen Garten Berlin statt. Stefan Meier überreicht Bundesministerin Julia Klöckner ein Gesteck aus Ilexzweigen, der –wie er betont –natürlich aus seinem Garten stammt. Denn die Stechpalme, auch Walddistel oder Christusdorn genannt, ist in Deutschland gemäß Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt und darf nicht aus Natur entnommen werden. Ilex aquifolia stockt heute in Europa dort, wo die Winter mild und die Sommer nicht zu trocken sind. Zum Schutz vor Verbiss bilden Stechpalmen die Bewehrung ihrer Blätter in der Regel bis zwei Meter Höhe aus. Ihre Blüten dienen im Sommer Bienen als Nahrung und im Winter ergänzen die roten Beeren der weiblichen Stechpalmen den Speisezettel vonVögeln. Für Menschen sind Blätter und Beeren übrigens giftig. Das Holz der Stechpalme ist hart und zäh und eignet sichfür kleine, feine Holzarbeiten.
Baum des Jahres 2020 – Die Robinie
Fotos: A. Roloff
Robinia pseudoacacia
Die Robinie polarisiert: Hoffnung im klimabedingten Waldumbau –andererseits invasive Baumart,die Naturkleinode bedroht. Die Baum des Jahres Stiftung informiert seit 30 Jahren die Öffentlichkeit über Belange, aber auch Probleme verschiedener Baumarten. Gemeinsam mit Schirmherrin Bundesministerin Julia Klöckner engagiert sich die Baum des Jahres Stiftung auch in diesem Jahr für Wald und Klima.
Zarte Fliederblätter und duftend weiße Blütenstände, die von zuweilen bizarr verzweigten Kronen herabhängen und helle Tupfer in die sommerlichen Wälder zaubern – wer könnte von dieser Schönheit etwas Schlechtes denken? Und doch – mit "Robinia pseudoacacia" hat das Kuratorium Baum des Jahres eine Baumart gewählt, die die Gemüter von Naturschützern, Städteplanern und Forstleuten in Wallung bringt“,sagtd ie neue Deutsche Baumkönigin, Charlotte Baumann.
Gefahr für wertvolle Naturräume
Die vor über 300 Jahren in Mitteleuropa eingeführte Robinie ist für unsere heimische Flora eine Konkurrenz, denn sie ist eine Meisterin im Besiedeln der unwirtlichsten Lebensräume. „Das Geheimnis ihres Erfolges steckt unter der Erde: Bakterien, die an der Wurzel leben, fixieren Luftstickstoff. Dieser reichert sich im Boden an – für stickstoffarme Naturräume wie Magerrasen oder Binnendünen bedeutet dies meist das Ende“, so die Deutsche Baumkönigin. Zwar ist der Anteil von Robinien in deutschen Wäldern mit etwa 0,1 Prozent gering, doch wo die Baumart sich etabliert ist sie nahezu unverwüstlich. Die Robinie steht daher auf der Liste der invasiven Baumarten.
Zwei Seiten einer Medaille
Und doch könnte die kontrovers diskutierte Art bei fortschreitender Klimaerwärmung erneut Hoffnungsträgerin werden: Salz- und immissionstolerant kommt sie gut mit städtischem Klima und schwierigen Bodenverhältnissen zurecht. Als Bienenweide ist sie in Zeiten des Insektensterbens eine bedeutende Protagonistin in der Gewinnung von Honig und spielt so eine wichtige Rolle bei der Bestäubung anderer Arten. Ihr zähes Holz weist eine hohe Witterungsbeständigkeit auf und stellt im Außenbereich eine ideale Alternative zu Tropenhölzern dar. Damit die Robinie bei der Mischung klimastabiler Wälder eine Rolle spielen kann, ist weitere intensive forstwissenschaftliche Forschung notwendig.
Was tun mit der Robinie?
Halten sich ökologische Vor-und Nachteile also die Waage? Mit einem klaren (waldbaulichen) Konzept kann die Robinie eine attraktive Protagonistin bei der Energieholzerzeugung und als widerstandsfähiger Stadtbaum sein. Dass sie in sensiblen Naturräumen ohne langfristige Abwehrstrategie zum Problem wird, ist ebenso deutlich. Charlotte Baumann: „Meine Aufgabe als Botschafterin der Robinie ist es, über die Kontroversen dieser Art zu informieren. Ich biete keine Lösungen an, aber eine von Menschen eingebrachte Art verdient, dass man ihrem Fall Gehör schenkt.“
Hintergrundinformation
Die häufig mit der Akazie verwechselte Robinie (deshalb auch Scheinakazie) zierte im 17. Jahrhundert zunächst Barockgärten und Parks. Bald fand sie aufgrund ihres ungewöhnlich harten Holzes Verwendung im Grubenbau und Forstleute wagten die ersten Versuche, sie im Wald einzubringen. Als Pionierbaumart beeindruckt sie durch ungewöhnlich schnelles Wachstum in den ersten Lebensjahrzehnten, enttäuscht aber bei der Stammqualität. Nichtsdestotrotz lässtsich das Holz vielfach verwenden: Es ist zäh, witterungsbeständig und auch heute noch beliebt für den Bau von Brücken, Spielplatzgeräten und Terrassenmöbeln.
Baum des Jahres 2019 – Die Flatter-Ulme
Fotos: A. Roloff
Quelle: www.baum-des-jahres.de
Ulmus laevis
Wer die buschigen Blüten der Flatter-Ulme einmal im Wind hat tanzen sehen, weiß woher die Art ihren Namen hat. 2019 rückt die Baum-des-Jahres-Stiftung damit eine Ulmenart ins Licht der Öffentlichkeit, die bisher wenig bekannt ist. Umso spannender ist ihr vielseitiges Potential – insbesondere im urbanen Bereich. Dieses mit Verve in Szene zu setzen ist eie Aufgabe der Deutschen Baumkönigin 2019, Caroline Hensel. Mit Bundesministerin Julia Klöckner hat die Baum- des-Jahres-Stiftung ab 2019 eine engagierte neue Schirmherrin.
Spricht man von Ulmen, denken die meisten wohl zuerst an das Ulmensterben im vergangenen Jahrhundert. Doch wo Berg- und Feld-Ulme insbesondere durch ihren dramatischen Rückgang traurige Berühmtheit erlangt haben, zeigt die Flatter-Ulme ein ganz anderes Gesicht. Ulmus laevis unterscheidet sich nicht nur botanisch deutlich von ihren bekannteren Schwestern, sie erwies sich auch gegen die Ulmenkrankheit als deutlich widerstandsfähiger. Dass die Flatter-Ulme dennoch eine seltene Baumart in Deutschland ist, hat in erster Linie mit dem Verlust ihres Lebensraumes zu tun. An diesem ist der Mensch nicht unschuldig: Flussauen und überflutete Gebiete sind landwirtschaftlichen Flächen gewichen, Flüsse begradigt und Feuchtgebiete trocken gelegt. Die wasserbegleitende Flatter-Ulme ist heute am ehesten noch in größeren Flusstälern wie dem Oberrheingraben, entlang der Donau, und in der Rhein-Main-Ebene anzutreffen.
Rettungsfloß Flatter
Alle drei heimischen Ulmenarten mögen feuchte Standorte. Die Flatter-Ulme allerdings ist besonders „nah am Wasser gebaut“. Seit der letzten Eiszeit ist sie Teil unseres Ökosystems und hat sich unter verschiedensten Klimabedingungen bewährt. „Wir brauchen Baumarten, die den Herausforderungen klimatischer Veränderungen gewachsen sind.“ sagt die Deutsche Baumkönigin Caroline Hensel bei der Ausrufung im Berliner Zoo.
Ulmus laevis kann bei der Revitalisierung von Bach- und Flussauen eine entscheidende Rolle einnehmen. Für Arten, die auf Ulmen angewiesen sind, ist die Flatter-Ulme ein regelrechtes Rettungsfloß. Auch im urbanen Bereich gibt es geeignete Standorte, auf denen der Baum des Jahres 2019 als widerstandsfähiger, attraktiver Stadtbaum punkten könnte: Viele Parks verfügen über Seen und wassergeprägte Bereiche, die ein geeignetes Biotop darstellen. „Nach Jahrhunderten der Lebensraumzerstörung ist es Zeit, die Flatter-Ulme neu ins Bewusstsein von Städteplanern und Forstleuten zu holen.“ so Hensel.
Hintergrundinformation
Der Volksmund nennt Ulmen auch Rüster. Die Flatter-Ulme ist ein hochgewachsener Baum (ca. 35 Meter) der Feuchtwälder und Flussauen. Zusammen mit Stiel-Eiche, Esche, Berg-Ahorn und Feld-Ulme prägt sie dort die sogenannten Hartholz-Auenwälder. Sie hält dauerhaft feuchten Böden und längere Überflutungsperioden problemlos aus. Ganz besonders: Die Flatter-Ulme bildet als einzige heimische Baumart Brettwurzeln aus. (Diese kennt man sonst von Urwaldriesen und dienen einer höheren Stabilität.)
Auch wenn die Flatter-Ulme die Nähe des Wassers liebt, kommt sie auch auf trockeneren Standorten gut zurecht. Ihre Zweige dienten früher dem Vieh als Winterfutter. Wenn es um die Verarbeitung ihres Holzes geht, ist die Flatter-Ulme jedoch eher eine Diva: Das Holz punktet mit schöner Musterung und Zähigkeit, lässt sich jedoch schwer bearbeiten.
Baum des Jahres 2018 – Die Ess-Kastanie
Fotos: A. Roloff
Quelle: www.baum-des-jahres.de
Castanea sativa
Der botanische Blick richtet sich 2018 auf eine in Deutschland eher seltene Baumart: Die Ess-Kastanie. Wo sie wächst überrascht Castanea sativa jedoch mit kulinarischer wie praktischer Vielseitigkeit – und nicht zuletzt mit ihrer reizvollen Blütenpracht. Bei der Ausrufung am 26. Oktober im Berliner Zoo durch die Baum des Jahres Stiftung, pflanzte Dr. Silvius Wodarz gemeinsam mit der frischgebackenen Deutschen Baumkönigin 2018 Anne Köhler den Jahresbaum. Schirmherr Minister Peter Hauk (MdL) freut sich auf ein wegweisendes Jahr für die Ess -Kastanie.
Das Kuratorium Baum des Jahres schlug den Jahresbaum vor - die Stiftung Baum des Jahres hat entschieden: 2018 soll im Zeichen der Ess-Kastanie stehen. „Die Ess-Kastanie hat eine recht junge Geschichte in unseren Breiten“ erklärt die Deutsche Baumkönigin 2018 „Sie gilt zwar nicht als heimische Baumart, gehört aber – zumindest in Südwestdeutschland – längst in die über Jahrtausende entstandene Kulturlandschaft.“über Jahrtausende entstandene Kulturlandschaft.
Genussbaum: Weinbau
Wann die ersten Ess-Kastanien ihre Zweige in den Himmel des heutigen Deutschlands reckten ist nicht sicher überliefert. Die Griechen etablierten den Baum im Mittelmeerraum, bereits in der Bronzezeit fanden sich Anbaugebiete in Südfrankreich. Gut möglich, dass die eine oder andere Ess-Kastanie sich schon damals über Handelsrouten nach Germanien verirrt hat. Die Römer brachten sie schließlich vor rund 2000 Jahren über die Alpen, erkannten die günstigen botanischen Voraussetzungen und etablierten die Art besonders entlang des Rheins, der Nahe, der Mosel und der Saar. Fortan waren Weinbau und Ess-Kastanie nicht mehr voneinander wegzudenken: Aus dem gegen Verrottung erstaunlich resistenten Kastanienholz fertigten Winzer Rebstöcke – meist wuchs der Ess-Kastanienhain direkt oberhalb des Weinbergs. Das Holz erwies sich weiter als brauchbares Material für den Hausbau, Fassdauben, Masten, als Brennholz und Gerberlohe.
Genussbaum: Die Früchte
Wohl noch bedeutender als für den Weinbau war die Ess-Kastanie lange für die Ernährung der Bevölkerung: Die fettarmen, stärkereichen und süßlichen Maronen blieben nach Missernten oft das lebensrettende Nahrungsmittel. Botanisch betrachtet sind Ess-Kastanien Nüsse, weniger fett als Walnuss oder Haselnuss, jedoch reich an Kohlehydraten. Wohlhabende Bürger der Antike genossen sie – wie heute – eher als kulinarisches Beiwerk. Die Früchte gewann man in lockeren Beständen (Sleven). Auch wenn die Kulturen heute weitgehend aufgegeben sind, prägen die (inzwischen) stattlichen Bäume noch die Landschaft – insbesondere den Ostrand des Pfälzerwaldes und den Westhang des Schwarzwaldes (Ortenaukreis). Als Weizenalternative könnte die Ess-Kastanie bald eine Renaissance erleben: Neben köstlicher Nascherei in der kalten Jahreszeit, lassen sich die Früchte in getrockneter Form mahlen. Brot und Gebäck aus Ess-Kastanienmehl sind glutenfrei und damit für Allergiker eine willkommene Erweiterung des Speisezettels.
Retter im Klimawandel?
Obwohl die Ess-Kastanie sich in Deutschland nicht im Wuchsoptimum befindet kommt sie gut mit den klimatischen Bedingungen unserer Breiten zurecht. Eine Baumart die anpassungsfähig und wärmeresistent ist – da horcht heute mancher Forstbotaniker auf. Ist die Ess-Kastanie also ein Retter im Klimawandel? Das lässt sich so einfach nicht beantworten: Bisher ist Castanea sative eher ein Parkbaum, im Wald findet man sie selten. Doch Forstleute forschen seit einigen Jahren, unter welchen Bedingungen die Ess-Kastanie in unseren Wäldern hochwertiges Holz für langlebige Bau- und Möbelholzprodukte liefern könnte.
Hintergrundinformation
Die Ess-Kastanie ist in Deutschland nicht heimisch, gedeiht jedoch auf warmen Standorten. Häufig findet man sie als Park- und Gartengewächs. Das Wurzelsystem ist kräftig ausgeprägt, sie bildet eine Pfahlwurzel, die jedoch nicht sehr tief reicht. Junge Ess-Kastanien weisen eine glatte, gräuliche Rinde auf die im Alter tief zerfurcht und borkig wird. Die knapp 20 Zentimeter langen Blätter sind elliptisch geformt und mit einem feinen Stachelkranz bewehrt. Obwohl der Name es zunächst nahelegt, haben Ess- und Rosskastanie wenig gemein: Während die EssKastanie eng mit Buchen und Eichen verwandt ist, gehört die Rosskastanie zu den Seifenbaumgewächsen. Die fälschlich vermutete Verwandtschaft begründet sich wohl darin, dass beide Arten im Herbst zunächst von stacheligen Kugeln umhüllte, mahagonibraune Früchte hervorbringen. Diese finden besonders in der Naturheilkunde Anwendung: Hildegard von Bingen empfahl die Früchte als Universalheilmittel, insbesondere aber gegen „Herzschmerz“, Gicht und Konzentrationsstörungen. Zurückzuführen ist die heilsame Wirkung vermutlich durch den hohen Gehalt an Vitamin B und Phosphor. Kenner genießen die Blätter der Ess-Kastanie als Tee.
Baum des Jahres 2017 – Die Gewöhnliche Fichte
Fotos: A. Roloff
Picea abies
Sie wird auch "Gemeine" oder europäische Fichte genannt. Regional, vor allem in Süddeutschland und in den Alpenländern, trägt sie auch den botanisch nicht ganz korrekten Namen Rottanne. Sie ist die einzige in Deutschland natürlich vorkommende Fichtenart. Im folgenden Text wird sie daher der Einfachheit halber schlicht Fichte genannt.
Höchst kontrovers und emotional kann es zugehen, wenn von der Fichte die Rede ist. Für die einen trägt sie den unantastbaren Glorienschein des „Brotbaums der deutschen Forstwirtschaft“. Dagegengehalten wird unter anderem auch mit Sätzen wie: „Willst du den Wald bestimmt vernichten, pflanze nichts als reine Fichten!“. Es geht dabei selbstverständlich nicht um die Fichte an sich. Die ist unschuldig. Aber an ihr entzündet sich immer wieder die Frage, wie naturnah könnten unsere Wälder sein, ohne ihre Wirtschaftlichkeit zu verlieren. Dieser im Grunde schon seit über hundert Jahren ausgetragene Disput wird allerdings zunehmend überlagert von der Frage, wo und vor allem wie lange es angesichts der zunehmenden Klimaveränderung überhaupt noch einen Platz in Deutschland für die Fichte geben wird.
Eigentlich ist die Fichte ein Baum der Taiga. Dort, in dieser eher kalten, sogenannten borealen Vegetationszone liegt ihr natürliches Hauptverbreitungsgebiet. Von Skandinavien über die baltischen Länder bis kurz vor dem Ural prägt sie zusammen mit Birken, Aspen oder Kiefern weite Teile dieser nordischen Waldlandschaft. Folgt man der Sicht einiger Forstwissenschaftler, die die sehr ähnliche, weiter östlich sich anschließende Sibirische Fichte lediglich als eine Unterart der gewöhnlichen Fichte ansehen, dann reicht ihr Verbreitungsgebiet sogar bis an den Pazifik im Fernen Osten Russlands
Weiter südlich – in der gemäßigten, also wärmeren Vegetationszone – ist das natürliche Vorkommen der Fichte auf die eher kühlen Standorte beschränkt. Nur dort kann sie sich gegen die starke Konkurrenz der in dieser Zone vorherrschenden Laubbäume dauerhaft behaupten. Hier bei uns in Deutschland sind das vor allem die höheren Lagen der süd- und ostdeutschen Mittelgebirge und der Alpen, wo sie zusammen mit Buchen und Weiß-Tannen die Bergwälder prägt. Oberhalb von 1000 m und bis zur Waldgrenze bildet sie oft natürliche Reinbestände. Weiter östlich im kontinentaleren Europa jenseits der Oder kommt die Fichte auch in tieferen Lagen oder gar im Flachland zurecht. Bei uns in Deutschland ist sie nur auf ganz wenigen tief liegenden Standorten in nasskalten Senken und an Rändern von Hochmooren zu Hause.
Mit anderen Worten: Es gibt nur wenige Gebiete in Deutschland, in denen die Fichte von Natur aus wirklich heimisch ist. Sie wäre – ohne Zutun des Menschen – eher eine regional sehr begrenzt vorkommende Waldbaumart, die es in den allermeisten Bundesländern gar nicht gäbe. Tatsächlich aber ist sie heute die zahlenmäßig stärkste Baumart in Deutschland. Sie ist in allen Bundesländern anzutreffen. Besonders hoch ist ihr Anteil in Bayern, Thüringen, Sachsen, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen.
Die Winter-Linde strotzt zumeist vor Gesundheit und das Holz ist ein wunderbares Schnittholz, weich und hell. Hauptsächlich findet Lindenholz in der Schnitzerei und Bildhauerei Verwendung. Einmal vollständig getrocknet, arbeitet es kaum noch. Dennoch ist es für den Außenbereich kaum geeignet, da es bei verschiedenen Witterungseinflüssen nicht besonders haltbar ist.
Baum des Jahres 2016 – Die Winter-Linde
Winter-Linde, Foto: A. Roloff
Tilia cordata
Bis zu 1000 Jahre alt kann der für 2016 von Dr. Silvius Wodarz, Präsident der „Stiftung Baum des Jahres“, ausgerufene „Baum des Jahres“ als werden: Die Winter-Linde, kleine Schwester der Sommer-Linde, ist ein beliebter Waldbaum, der auch häufig als Stadtbaum Verwendung findet. Sie zählt aufgrund ihrer geringen Lichtansprüche zu den Halbschatten-Baumarten. Die Winter-Linde benötigt wenig Wärme, bevorzugt aber nährstoffreiche, kalkhaltige Lehm- oder Sandböden.
Etwas zierlich und weniger starkwüchsig wie die Sommer-Linde, wird wie Winter-Linde etwa 15 - 25 m hoch. Die Krone hat die Form eines mit dem Kopf nach unten stehenden Herzes und die Herbstfärbung der fast kreisrunden, kleinen Blätter ist leuchtend goldgelb. Einer von mehreren Gründen, warum die Winter-Linde viele Gärten und Parkanlagen schmückt.
Beheimatet in ganz Europa (ausgenommen der hohe Norden), erfreut die Winter-Linde besonders Imker und gleichwohl auch Hummeln und Bienen, da sie ihre nach Honig duftenden Blüten erst spät im Juli öffnet. Somit ist sie eine wichtige Nahrungsquelle für blütensuchende Insekten, wenn andere Pflanzen ihre Blütezeit bereits durchlaufen haben.
Nur Fahrzeugbesitzer, die ihr Auto in unmittelbarer Nähe einer Winter-Linde parken, ärgern sich über den klebrigen Film, der aus den ausgeschiedenen Zuckerwasser-Tropfen von Blattläusen entsteht. Die betroffenen Fahrzeuge lassen sich jedoch schnell und unkompliziert mit Wasser wieder reinigen.
Die Winter-Linde strotzt zumeist vor Gesundheit und das Holz ist ein wunderbares Schnittholz, weich und hell. Hauptsächlich findet Lindenholz in der Schnitzerei und Bildhauerei Verwendung. Einmal vollständig getrocknet, arbeitet es kaum noch. Dennoch ist es für den Außenbereich kaum geeignet, da es bei verschiedenen Witterungseinflüssen nicht besonders haltbar ist.
Ergänzende Informationen:
- In der Mythologie hat die Linde größte Bedeutung, steht sie doch symbolisch für die Liebe, Güte, Bescheidenheit und Gastfreundschaft.
- Und eine weitere Besonderheit: Der Gasthausname „Zur Linde“ ist deutschlandweit über 1000 Mal vertreten und zählt somit zur häufigsten Namenswahl.
- Auch in der Naturheilkunde spielt die Winter-Linde eine wichtige Rolle: Ein Tee aus Lindenblüten ist krampflösend, schweiß- und wassertreibend und dient zur Stärkung der körpereigenen Abwehrkräfte.
Baum des Jahres 2015 – Der Feld-Ahorn
Feld-Ahorn, Foto: A. Roloff
Acer campestre
Dr. Silvius Wodarz, Präsident der „Stiftung Baum des Jahres“, kürte für das Jahr 2015 den Feld-Ahorn (Acer campestre) zum „Baum des Jahres“. Der Feld-Ahorn ist der kleine Bruder anderer Ahorn-Arten, wie z.B. des Berg-Ahorns. Er ist oft klein, knorrig und mehrstämmig und wächst zuweilen strauchförmig, so dass er häufig übersehen oder vergessen wird.
Der Feld-Ahorn kann eine Höhe von 15 bis 20 Metern und eine Stammdicke von etwa 70 cm erreichen, was ihn als idealer Baum für die Stadt- und Straßenrand-Bepflanzung auszeichnet. Auch seine hohe Toleranz gegenüber städtischen Salzeinträgen und Luftschadstoffen sowie gegenüber Sommerhitze und Trockenheit prädestinieren ihn für die Stadtnatur.
Hervorzuheben ist unbedingt die wunderschöne Blattfärbung im Herbst, die von Goldgelb über Rot bis weit in den November anhält. Die Blätter sind klein, langgestielt und schön gelappt. Auch die Früchte des Feld-Ahorn, die sogenannten Flügelnüsschen, sind klein und unscheinbar, färben sich beim Reifen aber intensiv rot. Etwas auffälliger hingegen sind die Zweige des jungen Feld-Ahorn, da die Rinde hier häufig schöne Korkleisten bildet. Im Alter bildet sich stattdessen eine Schuppenborke.
Eher selten findet man den Feld-Ahorn im Wald, besonders wohl fühlt er sich am Waldrand oder in Hecken-Landschaften zusammen mit verschiedensten Sträuchern. Zudem handelt es sich hierbei um eine Halbschattenbaumart, die nach dem Jugendwachstum ausreichend Licht benötigt.
Der „Baum des Jahres 2015“ gilt als wichtiges Vogelschutzgehölz und bietet einen ebenso wertvollen Lebensraum für Insekten und Pilze. Die Feld-Ahorn-Früchte werden liebend gern von Vögeln gefressen und die Blätter sind ein beliebtes Viehfutter.
Hervorzuheben sei noch, dass diese Baumart ein Höchstalter von immerhin 200 Jahren erreichen kann und sein Holz wegen seines hohen Heizwertes sehr gerne als Brennholz verwendet wird. Es ist hellrötlich, hart und schwer und oft gemasert, so dass es sich wunderbar für die Kunsttischlerei, für Drechslerarbeiten oder Möbelintarsien eignet. Da die Stammstärke aber nicht viel Holz hervorbringt, ist dieses schwer zu bekommen und teuer.
Baum des Jahres 2014 – Die Trauben-Eiche
Trauben-Eiche, Foto: A. Roloff
Quercus petraea
Seit 1989 ernennt Dr. Silvius Wodarz, Präsident der „Stiftung Baum des Jahres“, jährlich eine gefährdete oder besonders selten vorkommende Baumart. Ein weiteres Kriterium für die Wahl können aber auch außergwöhnliche Eigenschaften eines Baumes sein. Für das Jahr 2014 wurde die Trauben-Eiche (Quercus petraea) – auch Winter-Eiche genannt – gewählt.
Die Trauben-Eiche gehört aktuell zwar nicht zu den bedrohten Arten, dennoch muss in Mischwäldern darauf geachtet werden, dass andere Bäume die besonders lichtbedürftige Eiche nicht verdrängen. Außer in Spanien, Nordskandinavien und Nordosteuropa findet die Trauben-Eiche ihre Verbreitung in ganz Europa.
Die Trauben-Eiche steht in enger Verwandtschaft zur Stiel-Eiche, die zweite in Deutschland vorkommende Eichenart. Die beiden Baumarten unterscheiden sich vorrangig durch ihre Blätter und durch die Anordnung ihrer Früchte, den Eicheln. Die Stiel-Eiche trägt ihre Früchte, wie der Name schon sagt, an längeren Stielen, bei der Trauben-Eichen hingegen wachsen die Früchte in einer engstehenden, traubenartigen Anordnung.
Das Besondere an Trauben-Eichen ist ihre Robustheit und Langlebigkeit, sie können sogar über 1000 Jahre alt werden. Fäulnishemmende Stoffe, die sich im Kernholz der Eiche befinden, machen das Holz besonders hart und haltbar, weshalb es gerne für den Möbelbau, für Fenster, Türen, Treppen und Fußböden verwendet wird. In frühen Zeiten wurde Eichenholz aufgrund seiner Robustheit für den Bau von Kriegsschiffen verwendet. Mindestens 1.200 Eichen mussten für den Bau eines Schiffes herhalten.
Einen wertvollen Dienst leistet die Eiche vielen Tierarten. Insekten, Kleintiere, Nagetiere, aber auch Vögel finden ihr Zuhause in dem sog. „Tierheim der Natur“. Auch verschiedene Pilzarten, darunter hochwertige Speisepilze, oder Efeu siedeln sich gerne am Stamm der Eiche an.
Hervorzuheben ist noch, dass die Trauben-Eiche ein Pfahlwurzler ist und mit ihrer steil nach unten wachsenden Hauptwurzel besondere Sturmfestigkeit beweist. Was den Boden anbelangt, ist die Eiche eher anspruchslos, auch Trockenheit und mangelnde Nährstoffe schaden ihr nicht. Nur Licht ist ein unverzichtbarer Faktor, ohne das die Eiche nicht wachsen und gedeihen kann.
Wussten Sie schon?
- Um im Sommer bei starker Trockenheit die Verdunstungsfläche zu reduzieren, werfen Eichen ganze Zweige mit grünen Blättern ab. Hierbei handelt es sich nicht um eine Krankheit des Baumes, sondern um eine Art Schutzreflex.
- In der Mythologie steht die Eiche für Beständigkeit, Standfestigkeit, Kraft und Stärke und wird aufgrund dieser Symbolik sehr gerne auf Münzen, Wappen und Urkunden dargestellt.
- Die gemahlene oder geraspelte Rinde der jungen Trauben-Eiche wirkt auf Wunden blutstillend und infektionshemmend und hilft außerdem bei Hautentzündungen und Ekzemen. Bei Durchfall, Leber- und Milzleiden oder auch Vergiftungen kann die Einnahme der Rinde als Tee förderlich sein.
Baum des Jahres 2013 – Der Wild-Apfel
Wild-Apfel, Foto: A. Roloff
Malus sylvestris
Dr. Silvius Wodarz, Präsident der „Stiftung Baum des Jahres“, kürte für das Jahr 2013 den Wild-Apfel (Malus sylvestris), auch „Holzapfel“ genannt, zum „Baum des Jahres“. Der in Deutschland äußerst selten vorkommende Baum gehört zur Familie der Rosengewächse und wird nur bis zu 100 Jahre alt. Weitere Kennzeichen des Wild-Apfels sind eine nicht allzu große Höhe von bis zu 10 m und eine rot- bis graubraune, stark rissige Rinde an einem meist krummen, dünnen Stamm.
Der Wild-Apfel ist ein sehr genügsamer, anspruchsloser Baum. Er gedeiht auch gut auf nährstoffarmen, trockenen Böden. Einzig ausreichend Licht ist die grundlegende Voraussetzung für sein Bestehen. Daher findet man ihn am Waldrand oder in lichten Waldbeständen.
Im Frühjahr beeindruckt der Baum mit einer zuerst rosa leuchtenden und später weißen Blütenpracht, die Schwärme von Bienen und Hummeln anlockt. Die herb schmeckenden, kleinen und harten Früchte des Wild-Apfels eignen sich kaum zum rohen Verzehr, nur gedörrt oder gekocht sind die Äpfel genießbar. Daher dient diese Apfelsorte hauptsächlich der Wildfütterung.
Das Holz ist sehr hart und fest, reißt jedoch leicht und arbeitet stark. Aus diesem Grund bietet es sich kaum zum Möbelbau oder ähnliches an. Drechsler und Kunsttischler verwenden dieses Holz dagegen aufgrund seines gedrehten Wachstums und seinem rötlich-braunen Kerns sehr gerne für Skulpturen. Es ist jedoch äußerst schwierig, aufgrund des sehr seltenen Vorkommens, an einen entsprechenden Holzbestand heranzukommen.
Nebenbei
- Der anspruchslose und pflegeleichte Wild-Apfel eignet sich wunderbar als Baum für den eigenen Garten und bietet neben seiner schönen Blüte im April/Mai wegen seiner dichten Zweige einen idealen Sichtschutz.
- Martin Luther wird gerne mit dem Spruch zitiert: „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch einen Apfelbäumchen pflanzen“.
Baum des Jahres 2012 – Die Europäische Lärche
Lärche, Foto: A. Roloff
Die jährlich im Oktober stattfinde Wahl zum „Baum des Jahres“ fiel für 2012 auf die Europäische Lärche. Dr. Silvius Wodarz, Präsident der „Stiftung Baum des Jahres“, kürte den in den heimischen Mischwäldern eher selten vorkommenden Nadelbaum.
Eine bemerkenswerte Besonderheit dieser Baumart ist, dass sie im Herbst ihre dann goldgelb gefärbten Nadeln abwirft – eine Einzigartigkeit bei den heimischen Nadelbaumarten. Dadurch bietet uns die europäische Lärche ein wunderschönes Farbenspiel beim Wechsel der Jahreszeiten, denn auch die im Frühjahr nachwachsenden neuen Nadeln beeindrucken durch ein schönes helles Grün.
Der heimatliche Ursprung dieses Baumes liegt sowohl in den Alpen als auch in den Karpaten. Seiner Anpassungsfähigkeit und relativen Toleranz gegenüber den meisten Schadstoffen haben wir es zu verdanken, dass wir ihn heute auch in den Talwäldern finden können. Die Lärche ist aufgrund ihrer Lichtdurchlässigkeit ein sehr geeigneter und beliebter Gartenbaum, erfreut durch die bereits erwähnte jahreszeitliche Nadelfärbung und erscheint im Winter mit einer Krone voller kleiner Zapfen.
Das rötlich gefärbte Holz der Lärche ist äußerst stabil, hart und dauerhaft. Dadurch eignet es sich wunderbar für den Außen- und Innenausbau sowie für den Möbelbau.
Britische Untersuchungen haben ergeben, dass die europäische Lärche mehr als andere Baumarten Luftschadstoffe aufnehmen und beseitigen kann. Ein interessanter Aspekt, der auch bei städtischen Bepflanzungen langfristig sicher Berücksichtigung finden wird.
Zusatzinfo:
Als Badezusatz wird den Lärchennadeln eine entspannende und beruhigende Wirkung nachgesagt. Aufgrund seiner desinfizierenden und entzündungshemmenden Wirkung wird das zu einer Salbe verarbeitete Harz der Lärche gerne bei Erkältungskrankheiten, Rheuma und zur Wundheilung eingesetzt.
Baum des Jahres 2011 – Die Elsbeere
Elsbeere, Foto: A. Roloff
Sorbus torminalis
Silvius Wodarz, Präsident der „Stiftung Baum des Jahres“, ehrt dieses edle, unbekannte Gewächs mit der Wahl zum Baum des Jahres 2011.
Obwohl die Elsbeere (lat. Sorbus torminalis) nahezu überall in Deutschland wachsen könnte, ist sie für die meisten Menschen bisher unbekannt. Ihre Blätter werden oft mit denen eines Ahornbaumes verwechselt.
Früher wurde die Elsbeere in einer sogenannten „Niederwaldwirtschaft“ speziell für den Brennholzbedarf angepflanzt. Dann wurde sie aber von fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl oder Gas verdrängt.
Durch den rötlichen Farbton des Holzes und ihre Widerstandsfähigkeit war die Elsbeere auch als Bau- und Möbelholz sehr gefragt. Die samtweiche Oberfläche des Holzes, die auch als „Seidenholz“ bezeichnet wird, ist sehr elastisch und gut polierbar.
Die sommergrüne Laubbaumart aus der Gattung der Mehlbeeren wird zwischen 15 und 25 m hoch und zeichnet sich durch ihre aschgraue, kleinschuppige Rinde aus, die sie ab dem 30. Lebensjahr erhält.
Foto: Norbert Mayer
Im Frühjahr schmückt sie ein Meer aus weißen, wohlduftenden Blüten und im Herbst verfärbt sich ihr Laubgewand von gelb über orange bis hin zu einem leuchtenden roten Farbton.
Zu ihren Standorten gehören wärmere Lagen in Mittel- und Südeuropa mit Vorkommen bis Nordafrika und Kleinasien. Diese hitzebeständige Baumart ist nahezu überall in Deutschland vertreten, ihr Verbreitungsschwerpunkt liegt aber in Mittel- und Süddeutschland. Kühle und schattige Standorte vermeidet sie.
Schon gewusst?
- Aus der etwa einen Zentimeter großen, gelb-rötlichen Frucht der Elsbeere lässt sich nicht nur Marmelade herstellen. Die getrockneten Früchte sind zudem eine schöne Abwechslung in jedem Müsli. Einige Speziallisten stellen aus der kostbaren Delikatesse auch Edelbrände, Elsbeerschokolade oder Honig her.
- Des Weiteren ist die Frucht reich an Vitamin C, weshalb man ihr positive Wirkungen gegen Bauchschmerzen und Durchfall nachsagt.
Baum des Jahres 2010 - Die Vogelkirsche
Ein Blütenmeer in sanftem Weiß - im April und Mai steht die Vogelkirsche in voller Blütenpracht
Die Vogelkirsche im (Klima-)Wandel
Da die Vogelkirsche prinzipiell recht widerstandsfähig ist und sowohl Hitze als auch Trockenheit verträgt, wirkt sich der Klimawandel nicht direkt negativ auf ihre Entwicklung aus, allerdings sind indirekte Beeinträchtigungen denkbar. Gerade nach einem kalten Winter wie diesem, mit Schnee und Eis, können zum Beispiel vermehrt Streusalzschäden auftreten. Diese äußern sich ähnlich wie Schäden durch Trockenheit durch braune Blattflecken und vorzeitigem Blattfall auch noch Jahre nach dem Eintreten des Salzes in den Boden. Zudem wird die Vogelkirsche zunehmend durch die gezüchtete Süßkirsche verdrängt. Traumhafte Vogelkirschalleen werden immer seltener.
Kennen Sie diese alte Bauernregel? Für den Brauch zum Barbaratag schneidet man am 4. Dezember Zweige von Obstbäumen, klassischerweise von Kirschbäumen, und stellt sie in eine Vase. Blühen die Zweige zu Weihnachten, soll dies Glück im kommenden Jahr bringen. Je nach Brauch gibt es unzählige verschiedene Intentionen und Ausführungen. Auf jeden Fall jedoch bringt der blühende Barbarazweig in der dunklen Jahreszeit Freude und Licht in die Wohnung und gilt somit als möglicher Vorgänger des Weihnachtsbaumes.
Und nicht nur in der Winterzeit erfreut uns die allseits bekannte Baumart mit Ihrem schönen Anblick. Im Frühjahr ein Meer aus weißen Blüten, im Herbst in leuchtend gelb-rotem Laubgewand, beschenkt sie uns im Sommer mit schmackhaften Früchten, welche sich nicht nur bei uns Menschen großer Beliebtheit erfreuen. Die Vorliebe vieler Vogelarten für die dunkelroten Leckerbissen bescherte der wandlungsfähigen Schönheit ihren Namen, korrekt prunus avium.
Intelligentes Multitalent
Nicht umsonst wurde die Vogelkirsche zum Baum des Jahres 2010 gewählt: Die Kirschen sind kein „Geschenk“ an die gefiederten Freunde. Durch sie werden die Keimlinge, welche sich in den Kernen befinden, weitergetragen. So lässt sich auch die weite Verbreitung der Halbschattenbaumart erklären, die sich über große Teile Europas bis nach Vorderasien und Nordafrika erstreckt.